Montag, 5. Juli 2010

Bulgarien 2010

Von dusseligen Kühen und geldgierigen Eingeborenen
Also sprechen ist noch nicht und ob der Restalkohol wirklich den Körper verlassen hat, wage ich auch zu bezweifeln. Nun ja, aber bevor ich mich schlafen lege und Fieberträume und Schweißausbrüche bekomme, versuche ich lieber einmal die Ereignisse in Worte zu fassen, die sich so weit weg von zu Hause im fernen Bulgarien zugetragen haben!
Die Hinreise stellte sich bereits als echte Herausforderung dar – sollten doch drei Tage vorglühen auf dem Ehraner Schützenfest ihre Spuren hinterlassen haben. Eine Stunde vor Abreise begann dann auch Dennis B. seine Koffer, eh naja die zwei T-Shirts in eine Reisetasche einzupacken… Während der Rest der Combo gewohnt übertrieben die Umzugskoffer für 4 Tage Spaßurlaub mit sinnlosen Sachen vollstopfte (eh, reichen eigentlich 8 T-Shirts und 5 Polo-Shirts???). Irgendwie habe ich schon Erinnerungslücken an den ersten Tag. Jedenfalls gabs auf dem HBF Wob die erste Halbliter-Konter-Kofschmerz-Pille um sich dann im Zug zu wundern, warum man seine Krawatte nicht um Kopp hat und um wie viel Uhr eigentlich antreten ist. Die ersten „wir weisen jeden Mitmenschen auf sein dusseliges Verhalten hin“ Ausreisser gab es dann bereits im Flieger. Nach der Landung und dem Obligatorischen Appplaus, welcher von Patrick Lucke mit einem lauten „Zicke Zacke Zicke Zacke Oi Oi Oi“ kommentiert wurde, soll man noch sitzen bleiben bis das Anschnallzeichen erloschen ist. Das kann der ungeduldige gemeine deutsche Hans Wurst natürlich nicht auf sich sitzen lassen, springt auf, reisst sein Handgepäck aus der Ablage und beginnt zu schieben. Macht ja auch Sinn, die Tür ist noch nicht auf, aber drücken in einer Schlange ist eine alte deutsche Tradition und hat sich bewährt.
Unsere Reaktion auf eben dieses Verhalten des gemeinen Deutschen ließ dann natürlich nicht lange auf sich warten: Jetzt schnell, worauf warten sie, aufstehen und immer drücken, dann geht’s schneller. Und denken sie daran, der erste am Kofferband bekommt immer, aber auch wirklich immer als erster seinen Koffer. Schön, dass selbst beim reingehen in das Flugzeug schon kräftig gedrückt und geschoben wird. Geht es ja auch um die besten Plätze. Gut dass wir reserviert haben, sonst wären wir bestimmt draußen geblieben und hätten den nächsten Flieger nehmen müssen…Auf der Rückreise wurde dieses artengerechte Verhalten natürlich erneut lautstark, allerdings mit weniger Humor kommentiert. Dafür viel das ein oder andere „dusselige Kuh“ mehr. Auf dem Flughafen in Varna wartete ich auf meinen Koffer am Band, als mich ein bekanntes „Ole Ole Ole Ole“ aufschrecken ließ. Irgendein Idiot musste mit dem gleichen Megafon rumlaufen und es permanent angeschaltet haben. Das musste ich unbedingt dem Rest erzählen und bevor ich konnte, wurde das Geräusch lauter und lauter, aber der Störenfried war nicht auszumachen. Schnell den Koffer vom Band gepackt, ja was zeigt Ihr denn alle drauf Ihr Dussel, das ist mein Koffer… „Ole Ole“ das Geräusch war identifiziert. Unter den Augen der herbei eilenden Flughafen Security und sehr zur Freude der Rasselbande und sonstiger wildfremder Urlauber dufte ich meinen Koffer öffnen und das grölende Megafon ausschalten. Schön, dat das Ding laut johlend die komplette Kofferbandrunde an allen Urlaubern vorbei gefahren ist… Nach dem einchecken im Hotel wurden wir darauf aufmerksam gemacht, dass wir unser wertvolles Geld gegen wertloses sogenanntes „Fusselgeld“ einzutauschen haben, da man ja sonst nur übers Ohr gehauen wird. Überhaupt ist dieses „Übers Ohr hauen“ eine beliebte bulgarische Sportart. Dass wir am Ende aber auf einen Deutschen treffen, der das ganze perfektioniert hat (als Deutscher ist man halt in allem besser, und das ist die Wahrheit!), hätten wir nicht geahnt, aber dazu später mehr. Durch unsere zwei Reiseexperten Dennis und Patrick musste uns in diesem Land überhaupt nicht Bange werden. Leider wurde nicht nur Dennis enttäuscht, der uns statt in sein tolles Disko Rondell, in mehrere Hinterhöfe führte in denen Patenschaftscastings für streunende Hunde durchgeführt wurden. Und ich sach noch Pfotenhilfe Ungarn ist super - schafft alle Läuse-Köter zu uns! Aber auch Patrick, der von Frauen die aus Büschen springen und besoffenen schwedischen Golfbuggyfahrten zu berichten wusste, wurde nicht ganz seiner Erinnerungen belohnt. Dafür versuchte er mich vor dem aushungern zu retten und gleichzeitig mich für den Rest des Urlaubs ausser Gefecht zu setzen, indem er mir eine dreckige Dönerbude nach der anderen empfahl… Da diese jedoch schlechtere hygienische Zustände aufwiesen, als in Deutschland ein Bahnhofklo, suchte ich mir das Speiselokal dann doch lieber selbst aus. Nach dem essen ging es dann endlich in eine skandinavische Szenelokalität, wo der gemeine Abiturient sein gesamtes hart erlerntes Wissen innerhalb eines Tages versäuft.
Überhaupt scheint Abi zu machen, um einen Grund zu haben nach Bulgarien zu fliegen und sich zu belacken, ein neuer Trend zu sein. Ja viel gibt’s vom ersten Abend nicht mehr zu berichten, ausser dass einem dänischen Päärchen zum vögeln auf dem Klo, das notwendige Eintritsgeld von einem Fussel (umgerechnet 50 Cent) fehlte, wobei wir gerne aushalfen. Wurden sie doch nach ersten erotischen Voll-Suff-Grabbeleien im unteren Intimbereich von den Türstehern höchstpersönlich auf die Toilette begleitet. Der nächste Tag begann wie jeder Tag mit Euros in Fussel tauschen. Sollte man nach einer Party noch Restgeld in der Tasche haben (was eigentlich unmöglich ist, da selbst die Toiletten ähnlich dem deutschen Sanifair System ausgestattet mit einer Putz- ah nee Fremdwort, einer Geldeinsammelfrau sind) wird einem dieses auch schonmal bereitwillig von bulgarischen Eingeborenen abgenommen. Man sollte es aber nicht mit dem „Geld aus der Tasche ziehen“ vom Tage verwechseln, das sind verschiedene Methoden. Diesen Tag begannen wir am Strand, wo erklärtes Ziel war, einem Animateur eine sogenannte T-Shirt Tour abzukaufen. Leider gestaltete sich dies als äußerst schwierig, so dass wir ein Date mit Adrian hatten, der zwar keine T-Shirt Tour anbot, aber eine Super Pool Party im Mega Park. (Anm.der Redaktion: Adrian ist der Bruder von Ben aus Mallorca, der uns 2006 ungefähr 100 Tacken Anzahlung aus dem Portemonnaie geleiert hat für eine Party, die ohne uns statt fand, woraufhin wir uns schworen nie wieder auf so einen reinzufallen) Adrian war erschreckend ehrlich und sagte uns, dass er damit sein Geld verdient. Sach bloß, wir dachten Du machst die Scheisse hier zum Spaß…
Jedenfalls hatte er, wie oben bereits erwähnt, das „über’s Ohr hauen“ von bulgarischen Eingeborenen erlernt und perfektioniert. Also zack das Ding gebucht und schön die Kohle angezahlt. Die Party war allerdings für den nächsten Tag. Also später mehr. Für heute war zunächst wichtig mit der Gitarre die Leute zu nerven. Also die Gitarre in Sand und es macht Peng… Die über mehrere Stunden nachgestimmten neu aufgezogenen Saiten rissen samt Steg vom Klangkörper ab. Somit diente diese Gitarre im Urlaub nur noch als Mülleimer und Tresen für das frischgezapfte Bier. Da muss man mal lobend erwähnen, dass die Strandbar mit Mucke und Bedienungen die einem das Pils bis auf’s Handtuch brachten einen wirklich sympathischen Eindruck hinterließ. Hier sollten wir noch einige Stunden verbringen. Auf drängen von Dennis hin, spielten sie sogar den einen oder anderen GNR Song, wobei ansonsten das „Babbadibida-Lied“ dominierte.
Abends testeten wir, ob uns das Mittagessen im Hotel zu Unrecht enttäuscht hat, oder ob der Fraß dauerhaft ungenießbar sein würde. Ja alles richtig gemacht…. Wir blieben bei Pommes, Salat und Nudeln, sowie Unmengen an Salz und Pfeffer. Nach dem essen wurden die üblichen Lokalitäten unsicher gemacht, wobei sich die Mucke als Magnet für uns Tanzmuffel erwies und so der ein oder andere Profi Go Go von Dennis in den Schatten gestellt wurde. Tags darauf wurde nach erneut verpasstem Frühstück die Strandbar mit unserer Anwesenheit beglückt. Jedoch warf die Poolparty, bei der es von 15 bis 19Uhr für einige Fussel frei saufen und futtern gab ihre Schatten vorraus. Nach einiger Diskussion ob wir den Kram überhaupt mitmachen wollen, oder dem Bruder von Ben dat Geld in Rachen schmeissen sollten, fanden wir uns doch pünktlich um 16 Uhr am Pool im Mega Park ein. So wat machen wir als erstes? Rutsche Bier richtig. Ist ja frei und bezahlt. Nein, jeder nur ein Bier - für die anderen mitnehmen ist nicht. So langsam kommen wir der Sache näher. Dafür war der eine Tresen nicht für uns zuständig und der andere mit ganzen zwei Personen besetzt. Beide arbeiteteten in Zeitlupe die Bestellungen der ca.150 Personen vor dem Tresen ab, die was zu trinken bestellen wollten. Schön, dass einer der Zehn Animateure, die anstatt mal den Hintern zur Zapfanlage zu bewegen, damit die Meute saufen kann, nur dumm in der Gegend rumstanden, mit dem Mikro im 20 Minuten Takt fragte, ob oben noch was reingeht. Nein, aber Du kriegst gleich eine rein du Hampelmann.
Patrick ließ es sich nicht nehmen, nach zwei Stunden den Bruder von Ben zu fragen, wann den die Party anfängt und wir machten das Beste draus, indem wir mit dem Megafon unseren Mitmenschen auf den Sack gingen, die ebenfalls sichtlich genervt von Ablauf und rausgeschmissener Kohle waren. So lernten wir 18 jährige Mädels kennen, die total beeindruckt von unserem 4 Sterne Hotel waren und sich wunderten warum wir nicht so begeistert waren, mussten wir doch im Gegenteil zu deren 3 Sterne Tempel unser Bett nicht selbst beziehen! Dafür blieben sie für das gleiche Geld auch 10 Tage!!! Nach der Party und kurzem Hotelaufenthalt inklusive Fusselgeldtausch bei der dusseligen Kuh stand das Public Viewing auf dem Programm. Die uns angekündigte größte Leinwand vom Goldstrand entpuppte sich als Ameisenfernseher, so dass wir den Fernseher am Tresen ohne Bild, dafür mit Tonverzögerung vorzogen. Dort entgegnete der Kellner auf die Bitte hin, dass einigen Gästen leider Blut aus dem Ohr kommt, weil der Sound zu laut ist, die deutschen sollen doch nach Hause gehen, wenn es Ihnen nicht passt. Genau, dann kannst Du dich wenigstens endlich mit einer Textilfirma selbstständig machen und wirst hier nicht von Touristen belästigt, Du Honk.
Nach dem Spiel war die Party, trotzdem wir ein bisschen geknickt waren, doch noch recht ansehnlich, vor allem weil Dennis einigen deutschen aufgepumpten Bole-Fressern mit freiem Oberkörper beim tanzen die Show stahl… Und natürlich weil Patrick uns auf seinen Geburstag aufmerksam machte („übrigens ich hab gerad Geburtstag, ich geb einen aus“)und wir das gebührend feierten. Außerdem entpuppte sich Gerold als WOB-Town Konkurrent und Partyfotograf vor dem Herren. Soviele Decken und Böden hat bisher kaum einer dokumentiert… Am nächsten Tag war das Wetter leider sehr bewölkt, so dass wir am Strand lagen bis es richtig anfing zu regnen und wir die Beachbar in eine Party-Rain-Bar verwandelten. Leider ist das Land nicht so auf Regen eingerichtet, so dass sowohl das Dach der Bar undicht war, als auch Gräben im Sand gezogen worden um das Wasser ablaufen zu lassen. Uns sollte das nicht stören, so dass wir halb nass mit Kannen im Minutentakt unseren letzten Partytag genossen. Irgendwann nachdem Gerold mit Gläsern um sich warf, da Aschenbecher aus waren, verliessen wir die Area glücklich und ohne größere Verletzungen.
Da der Bus zum Flieger uns bereits um 2:40 Uhr nachts abholen würde, stand die Idee im Raum, den letzten Abend doch ruhig im Hotelzimmer ausklingen zu lassen. Peng halbe Stunde später wurden unnötig hohe Summen an Fusselgeld eingetauscht und man tingelte von Kneipe zu Kneipe. Nachdem uns eine 7 köpfige Gruppe voller dusseliger Kühe aus Erfurt aufgegabelt hatte, wurde im PR-Club noch ordentlich gebechert und getanzt. Nachdem das letzte Fusselgeld versoffen war, fanden wir uns im Hotelzimmer ein, wo Gerold schon seinen Schönheitsschlaf gehalten hatte. Koffer zu, ab in die Lobby und das Lunch-Paket vertilgt. Nachdem Dennis ohne Hintergrundwissen auf sehr unsanfte Art und Weise der Hotelangestellten mitteilte, dass wir uns nicht übers Ohr hauen lassen (niemals, wir doch nicht!) und Kalle mit Hintergrund- und auch sonst immer alles und viel zu viel Wissen die Situation unter Kontrolle brachte, konnten wir die Heimreise mit dem Bus antreten. Leider hatten die anderen Gäste im Bus nicht so gute Laune wie wir, hatten sie doch geschlafen und nicht gefeiert. Da stieß unsere Kritik am miesen essen, und allgemeinem wenig erholsamen Urlaubsort, den man nie mit seiner Familie bereisen würde, bei den anwesenden Familien nicht gerade auf Begeisterung. Total unentspannt diese Familien, haben wir ja gleich gesagt. Kein Wunder bei dem Urlaubsort – oh eh ja lassen wir das! Nach den üblichen Flughafenschikanen und dem obligatorischen „wir weisen jeden Mitmenschen auf sein dusseliges Verhalten hin“, kamen wir Dank Kalles Allwissenheit und weil er extra einen Monat vorher auf dem Flughafen war und sich alle Hinweisschilder, Wegetafeln und Besonderheiten eingeprägt hat, kaputt und fertig zu Hause an. Und da sitze ich nu und schwitze und werde heute Nacht wieder Fieberträume haben. Aber:  Es war ein ganz besonderer Urlaub! DU!!

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