Montag, 31. Dezember 2007

Silvester in Portugal

... oder die klauen hier wie die Raben...

Da sich unsere Schalusenbaummama wie allgemein bekannt sein dürfte zurzeit in Portugallien aufhält, haben sich dieses Jahr vier unerschrockene entschlossen den Sylvesterabend in eben jenem südeuropäischen Land zu verbringen. Hendrik mal nicht eingerechnet waren es Sören, Kolbenkalle, Sven und ich.
Mit recht zeitigem Abflug am 30.12. aus Berlin hatten wir noch den ganzen Tag in Lissabon zu verbringen. Mit den ersten Kannen in der Hand sind wir zunächst einem örtlichen Kamerateam in die Arme gelaufen, oder besser Sören. Mit um genau zu sein zwei Kannen in der Hand wurde er zu seinen Feierambitionen befragt. Zum Abschluss wurde dann ein typischen deutsches Sylvesterlied zum besten gegeben: Wir sind die Niedersachsen. Wie in ganz Deutschland so üblich... Ob wir allerdings den Sprung ins örtliche Fernsehen geschafft haben war bis Redaktionsschluss noch nicht bekannt.
Danach wurde uns gezeigt, wie viele Berge, Hügel und Erhebungen Lissabon hat und mit welch tollen Treppen , steilen Gassen und verwinkelten Straßen diese zu erreichen sind. Dabei musste ich feststellen, dass Kondition ja auch – Bandbreite ist. Belohnt wurde das ganze mit einem echt prima Ausblick über Lissabon und den Fluss. Den zweiten Berg haben wir dann mit der Straßenbahn erkundet. Fix und fertig im Hostel angekommen, war es erst 10 Uhr und wir konnten einer Sangriaparty beiwohnen. Allerdings ohne Sangria, sondern mit - richtig - Kannen. Sören, mit einem Hals bis Castrop-Rauxel, übernahm schnell die Führung und zerstörte in diesem Zustand eine original portugiesische Gitarre, die vom Hostelbesitzer Marco. Dies wurde dann abends in einer kleinen Spielunke gebeichtet (mit Bezahlen von 50 Euro). Dazu wurde noch Gott und die Welt verflucht, über die himmelschreienden Ungerechtigkeiten, denen er sich ausgesetzt fühlte. Himmelhoch jauchzend und zu Tode betrübt - hin und zurück in 5 Minuten. Als "Gute Nacht" Gruß hat er uns dann noch kurz seine weitere Lebensplanung offenbart: Arbeit, Arbeit, Arbeit, Schule Schule, Schule, Schule. Beim dritten "Schule" gab die ohnehin fragile Kleinkramaufbewahrungsboxsäckchenkonstruktion am Bett ihren Geist auf. Völlig unterdimensioniert. Leichteste Berührungen führen hier schon zum totalen strukturellen Versagen der gesamten Aufhängung. Empööörend.
Der Sylvestertag wurde relativ spät im Outletcenter begonnen - schön shoppen. Hendrik hat sich gefreut. Imposanter Bau. Riesig und ein Haufen Läden. Für den Rückweg musste wieder die Fähre herhalten. Beim Fahrkartenschalter piepste wieder Sörens Handy - mit Sicherheit zum x. Mal „Willkommen bei T-Mobile in Portugal“. Warum er deswegen aber so aus dem Häuschen war und durch die Luft gesprungen ist wissen wir und die weiteren Fahrkartenkaufwilligen auch nicht. Wurde auch nicht mehr aufgeklärt... ;-)
Der Abend begann in einem italienischen Restaurant mit reichlich Essen und 2 weiteren Wanderjahrteilnehmerinnen sowie 2 Freundinnen. Als das einigermaßen durch war, war es auch schon mächtig spät, also schnell ein Taxi besorgt, sich nicht bescheißen lassen... (mist, das war nichts), günstig Sekt kaufen... (hmpf, das können wir auch nicht) und in die Nähe des Feuerwerks kommen. Das wiederum rechtzeitig geschafft, hatte auf der anderen Seite des Flusses jemand einen nervösen Finger am Feuerwerkabzug, wodurch wir dazu verleitet wurden schon drei Minuten früher ins neue Jahr zu starten und schon alle guten Wünsche ausgetauscht hatten, als das große Geballer am großen Platz losging. Seeehr imposant. Der weitere Abend wurde dann im Kneipenviertel verbracht und immer mal wieder ein Laden ausprobiert. Das Highlight war allerdings der Golf3, der eine kleine Gasse mit brasilianischer Musik beschallte und eine ganze Meute zum Abfeiern animierte. Sören und Kalle mittendrin. Sören war auch gleich der, der am höchsten gesprungen ist. Im „bedroom“ sollten wir nichts trinken. Das hatte zumindest die Thekensch….önheit entschieden. Vor dem Brokkoliladen habe ich mich abgeseilt, weil genug war. Aber nicht viel später sind dann alle übergebliebenen noch mal bei uns im Zimmer vorbeigekommen um gute Nacht zu sagen.
Da ich am nächsten Morgen Weckdienst hatte musste Sören selbstverständlich um 11 wieder den Larry machen und alle zum aufstehen auffordern. Die Euphorie vom Vortag (siehe Kartenschalter an der Fähre) war noch nicht verflogen. Im Endeffekt waren wir wieder zeitig um 3 unterwegs in Richtung Atlantik. Mädels, da hat’s mal viel und hohes Wasser… Genial. Dem Sven absolviert den ganzen Turn mit seinem Marschallstab – was ein ordinärer Regenschirm war, aber selbst zum Kannenholen an der Tanke nicht im Auto gelassen wurde. Player. Da aber auch Wasser von oben dabei war haben wir das nicht so sehr in die Länge gezogen und sind in Richtung Expogelände aufgebrochen. Dort beim Essen hatten wir dann Gesellschaft von einer Gruppe Clowns, oder Prostituierten, die zum größten Teil Clowns als Kunden haben oder so eine Mischung aus beidem. Laut bis Meppen, angezogen wie Schausteller… kleine Hände… und meinten den ganzen Laden auf Trapp halten zu müssen. Wie gut das wir als Gruppe so tolerant sind, sonst hätte uns das echt aufs Gemüt geschlagen. Durch den stärker gewordenen Regen sind wir dann zum Casino gelaufen und haben da wie begossene Pudel gestaunt, wie schnell man 800 Euros in zwei Runden Roulette auf den Kopp kloppen kann. Rapp Zapp wech die Kohlen. Beeindruckend. Den Abschluss des Abends begingen wir im Hard Rock Cafe. Aber nur mit einer Kanne zum Abschluss.
Dann trennten sich die Wege von Hendrik und Susi und dem Rest der Bande. Wir haben noch etwas Zeit im Gemeinschaftsraum des Hostels verbracht und mit Christopher aus Ohio über Unterschiede und Gemeinsamkeiten Deutschlands und der USA geplaudert. Der hatte viele Statistiken im Kopf. Hörte sich zumindest beeindruckend an.
Der letzte Tag hatte nur die Abreise zum Inhalt, wobei das ausbleibende warme Wasser beim Duschen morgens schon etwas Besonderes war.
In jedem Falle ein großartiges Sylvester, was wir vermutlich nicht so schnell wieder sehen werden. Eine neue Episode im Schalusenbaumurlaubsrepertoire.
Alles andere ist Gift für die Raben – oder die klauende Gemeinschaft??? Ich weiß es nicht Kinders...